So war es mal vor vielen Jahren

Mai 1963

Fischen und Angeln hat in Schwalbach eine lange Tradition. Ein Blick in den Band „ SCHWALBACH-GRIESBORN und seine Geschichte“ von Ferdinand Müller zeigt, dass der Ortsnamen auf den gleichnamigen Bach zurückgeführt werden kann. Wenn dieser Schwalbach als „Bach mit Wasser-schwall, also hochgehendem, reichlichem Wasser“ zu deuten ist, „der an seinem Lauf bis zur Saar auch Mühlen angetrieben haben soll“, wie die mündliche Überlieferung und eine Notiz in dem Repertorium der Abtei Wadgassen im Jahre 1545 berichtet, so ist anzunehmen, dass sich von alters her die Schwalbacher auf das Fischen und Angeln verstanden. An gleicher Stelle wird auf einen Visitationsbericht von 1615 hingewiesen, in dem es heißt, dass die „ganze Gemein klagt, dass sie durch Fischen und andere Frön vielmal an der Hörung göttlichen Worts auf die Bett- und Feyertag gehindert werden.“ In einem ähnlichen Bericht von 1620 wird erwähnt: „Fischer Clauß pflegt gemeiniglich die Kinder zum Fischen zu brauchen wann man mit ihnen den Catechismus halten soll. „Eine ganze Familie beschäftigte sich also in damaliger Zeit mit dem Fischfang.
Infolge der Landkultivierung, des intensiven Bergbaues und anderer Einwirkungen auf den Boden änderten sich die Wasserverhältnisse im Einzugsbereich des Schwalbachs und damit auch in hohem Maße seine Wasserführung. Das Fischen und Angeln wird in der Folgezeit vermutlich nur mehr an einigen Weihern des Ortes möglich gewesen sein. Interessierte, passionierte Angler mussten auf die nahe Saar, Prims oder Nied ausweichen.
Dann endlich war es soweit!
„Am Sonntag, dem 28.04.1963 fanden sich die Angelsportfreunde aus Schwalbach im Gasthaus Schmitt, Weiherstraße zu einer Vorbesprechung
zur Gründung eines Angelsportvereins zusammen. Aktive Angelsportler, die sich bislang wegen Mangel an Gelegenheit, in den Vereinen der umliegenden
Gemeinden betätigen mussten, beschlossen, auch in unserer Gemeinde einen Angelsportverein zu gründen. Es konnten bereits Vorkehrungen getroffen werden, so dass am Sonntag, den 19.05.1963 um 17.00 Uhr die Gründungsversammlung im Gemeindesaalbau stattfinden kann. Alle Angelsportfreunde und Gönner der Gemeinde sind herzlich eingeladen.“

Die Sportfreunde Engelbert Pohl, Bruno Both, Heinz Wolf, Karl Schmidt, Klaus
Diedrich und Johann Aymanns waren die ersten Vorstandsmitglieder. Um den
beiden Ortsteilen gerecht zu werden, wurde dem Verein der Name
„Angelsportler Schwalbach-Griesborn“ verliehen.

Schon im Juni wurden die Vereinssatzungen beraten und zum Monatsende von der Versammlung gebilligt. Mit Beginn des folgenden Monats
bemühte sich der junge Verein intensiv um ein Vereinsgewässer. Zunächst wurde das Gelände „In Knausters“ südlich der heutigen Rilkestraße
wegen seines Wasserreichtums in Erwägung gezogen. Dann aber begann die Gemeinde mit dem Ausbau des bereits vorhandenen Weihers in der
Weiherstraße zum Feuerlöschteich. Seine Verpachtung wurde dem Verein zugesichert. Schon im Mai 1964 wurden die Bauarbeiten an der Weiheranlage fertig gestellt. Der Verein hatte sein erstes Gewässer mit einer Wasserfläche von etwa 1500 m3. Im September wurde das neue Gewässer zum ersten Mal mit Fischen besetzt. Mindestaße und Stückzahlen wurden frühzeitig festgesetzt.
Anfang April 1965 konnte das erste Anfischen durchgeführt werden. Aber schon zwei Monate später setzte ein großes Fischsterben ein. Täglich mussten Dutzende von Fischen abgeschöpft werden; ein herber Verlust für den jungen Verein. Durch das Anlegen eines zweiten Weihers oberhalb des Zuflusses versuchte man, die Qualität des Wassers zu verbessern und einen eigenen „Brutweiher“ zu erhalten. Unter hohem Arbeitseinsatz aller Mitglieder wurden in den folgenden Jahren die Uferbefestigungen um den Weiher angelegt, die Böschungen eingesät und erste Anpflanzungen vorgenommen. Seit 1969 konnten sich auch die ersten Gastfischer am
Erlebnis des Angelfischens erfreuen.

Die Holzhütte nach 50 Jahren

Im gleichen Jahr legten nach intensiven Vorbereitungen 17 Mitglieder des Vereins die Sportfischereiprüfung ab, ein Bemühen um waidgerechtes Verhalten.
Im Juni 1971 kam es erneut zu einem Fischsterben, von dem vor allem Schleien betroffen waren. Daraufhin wurde der Brutweiher vergrößert und im Herbst der Weiher abgefischt, entleert und saniert. Mit der Planung und dem Rohbau der Fischerhütte machte sich der Verein zum 10-jährigen Bestehen selbst ein schönes Geschenk. Der Innenausbau nahm viel Zeit in Anspruch und brachte erhebliche Kosten mit sich, so dass erst im Oktober 1975 die offizielle Einweihung erfolgen konnte.

Zur gleichen Zeit wurde ein anderes Projekt verwirklicht: Der Weiher wurde an seiner Ostseite um 300 m3 vergrößert. Die Gemeinde unterstützte die Maßnahme, leistete einen beachtlichen Zuschuss und stellte rund tausend Bäumchen zur Aufforstung bereit.

Unter diesen günstigen Voraussetzungen konnte sich ein reges Vereinsleben entwickeln. Das gemeinsame Anfischen, das Königsfischen, der Familientag am 1. Mai, das Familienfischen und die Forellenfischen mit zahlreichen Gastanglern gehörten ebenso zu dem jährlichen Programm wie der Vereinsausflug, der Familienabend, das Weiherfest mit dem Ortspokalfischen, die Beteiligung am Rosenmontagszug oder am Ortspokalschießen.
Auf die Initiative des Vereins geht auch das „Freundschaftsfischen der Großgemeinde“ zurück, das in den Anfängen am Ostermontag durchgeführt wurde und bis heute die Angelsportvereine aus Elm, Hülzweiler, Ensdorf, Bous und Schwalbach zusammenführt. und untereinander bekannt gemacht hat.

Vom 1. Weiherfest 1978 an und später auch beim Schwalbacher Volksfest waren die „Fischspezialitäten“ des Vereins nicht mehr wegzudenken.
Eine ganz besondere Freude für den Verein war es, als 1980 eine Jugendgruppe gegründet werden konnte. Bei regelmäßigen Treffen wurden die Jugendlichen theoretisch und praktisch unterwiesen, an Natur und Kreatur herangeführt.

Im Rahmen größerer Umbauarbeiten an der Weiherhütte konnte schließlich zum 20-jährigen Bestehen ein eigener Jugendschulungsraum
eingeweiht werden.

Auch weniger Erfreuliches sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Ende 1980 wurden beide Weiher über den Zulauf -bedingt durch Bauarbeiten am Sportzentrum „Schachen“- so stark verschmutzt, dass sie umgehend geleert, entschlammt und saniert werden mussten.
Kaum war dieser Schaden ausgestanden, richtete ein Hochwasser im April 1983 nicht nur an den Uferbefestigungen und Wegen beträchtlichen Schaden an, sondern verringerte auch die Wasserqualität in so hohem Maße, dass über 40 kapitale Karpfen verendeten.

Genau 10 Jahre später in der Nacht vom 20. Dezember trat der Weiher, bedingt durch anhaltend hohe Niederschläge, über seine Ufer, spülte die Gehwege tief aus und lagerte das Schwemmgut hoch auf den Rasenflächen ab. Die Gemeinde als Verpächterin griff zu umfangreichen baulichen Maßnahmen und plante, zukünftig auftretende Wassermassen oberflächlich über den mit Verbundsteinen ausgelegten Gehweg an der Westseite abzuleiten. Im darauf folgenden Jahr wurde deshalb der Weiher abgefischt, an der Uferböschung umfangreich befestigt, der Einlauf umgestaltet, der Ablauf ausgebessert und in der Sperrzone bepflanzt.
Als sinnvolle Ergänzung wurde im Zuge dieser Baumaßnahme auf Vereinskosten vor der Weiherhütte ein etwa ein Meter breiter befestigter Gehweg mit einer Abflussrinne angelegt. Er bewährte sich beim letzten Hochwasser im Jahre 2008.

Im Februar 2010 stürzte nach kräftigen Böen des Orkantiefs „Xynthia“ eine mächtige Tanne von der Rückseite her auf das Dach und richtete einen beträchtlichen Schaden an. Wiederholte Wasserrohrbrüche -nach strengen Frösten- oder auch Einbrüche und Einbruchversuche waren wiederholt zu meistern. In den Folgejahren blieb die Anlage vor ähnlichen „Katastrophen“ verschont.

Mit dem Beitritt zu den Vereinigten Angelfreunden Saarlouis-Ensdorf VAF wurde die Möglichkeit geschaffen, auch an der Saar die Fischwaidrechte auszuüben und in Gemeinschaft mit anderen Vereinen einen Beitrag zur Reinhaltung des Gewässers zu leisten. Alljährlich sammeln umweltbewusste Angler der VAF Mitgliedsvereine am „Tag des Wassers“ mehrere Kubikmeter Müll aus den Uferbereichen der Saar.
Durch die Übernahme der Bachpatenschaft über den Schachenbach vom Weiher bis zur Saarwellinger Straße versuchte der Verein, einen weiteren Beitrag zum praktischen Umweltschutz zu leisten und seine Verbundenheit mit der Natur zum Ausdruck zu bringen.
In die gleiche Richtung zielte eine andere wichtige Entscheidung aus dem Jahre Nach der Überarbeitung der Satzungen sollte der Umwelt- und Naturschutzgedanke auch durch den neuen Vereinsnamen „ANGELFREUNDE Schwalbach-Griesborn e.V.“ angedeutet und zur ständigen Aufgabe gemacht werden.
In Zusammenarbeit mit der Gemeinde wurden umfangreiche Anpflanzungen rund um die beiden Weiher vorgenommen.
Aufgrund regelmäßiger Arbeitseinsätze der Mitglieder und ständiger Pflege durch engagierte Weiherwarte präsentiert sich die Weiheranlage bis heute in einem sauberen und gepflegten Zustand, ein Kleinod inmitten des Ortes.

Unter der langjährigen, umsichtigen Vereinsführung des Sportkameraden und Ehrenvorsitzenden Erich Hoffmann (†2011 ) wurde der Verein konsolidiert und auf das neue Saarländische Fischereigesetz ausgerichtet. 1997 erreichte der Sportkamerad Marcel Jost die Bronzemedaille im Casting bei
den Deutschen Meisterschaften, der bisher größte sportliche Erfolg im Verein. 1998 wurde nach dem Weiherfest mit der letzten Erweiterung der Weiherhütte
begonnen. Die Toiletten für D und H wurden ausgebaut und bilden bis heute gelungene sanitäre Anlagen.

Ein allerletzter lang gehegter Wunsch ging 2001 in Erfüllung: Die Zufahrt von der Weiherstraße her konnte mit umfassender Unterstützung der Gemeinde und durch Eigenleistung befestigt werden. So bietet die Anlage schon auf den ersten Blickeinen guten Eindruck und insgesamt ein gepflegtes Bild.

Dieses Bild zu bewahren und zu erhalten war die Aufgabe der letzten zehn Jahre
➢ Kranke Pappeln mussten zum Schutz der Angler und Besucher gefällt werden.
➢ Sturmschäden wurden mit Unterstützung der Feuerwehr beseitigt.
➢ 2004 wurden die Weiherhütte und die Weiherküche umfassend renoviert.
➢ Die Uferböschung wurde nach dem Ablassen des Wassers mit Wasserbausteinen befestigt.
➢ 2011 wurde die Heizungsanlage von Grund auf saniert und mit der Außenisolierung der Weiherhütte begonnen.
Alle Arbeiten konnten nur durch den tatkräftigen Einsatz der Mitglieder bewältigt und abgeschlossen werden. Nicht unerwähnt bleiben sollte die Beteiligung am Gemeinschaftsleben der Vereine.
Die Angelfreunde waren dabei beim Rosenmontagszug, dem Volksfest, dem Weihnachtsmarkt, dem Pokalschießen der Ortsvereine und weiteren Veranstaltungen.

Nicht denkbar wäre das rege Vereinsleben ohne die bewundernswerte Unterstützung der „Vereinsfrauen“. Bei Weiherfest und Volksfest, Familienfischen, Weihnachtsoder Jahresabschlussfeiern leisten sie durch Kuchenspenden, bereitwilliges Anpacken und selbstlosen Einsatz beim Zubereiten der Weiherspezialitäten unersetzliche Dienste.

Dem Verein gehören im Jubiläumsjahr an:
46 Mitglieder und 9 Jugendliche
Mit der derzeitigen Führung unter Leitung von Harald Becker, dem großen Engagement
der Mitglieder und einem wachen Auge für die Natur werden die Angelfreunde
Schwalbach-Griesborn auch in Zukunft Beispielhaftes leisten können.